Referenz (öffentliche Bauten):
Neubau Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Braunschweig
(2010/2011)
Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit entstand auf dem weitläufigen Areal des Johann Heinrich von Thünen-Institutes (ehemals Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft FAL) in Braunschweig-Kanzlerfeld der Neubau für den Hauptsitz des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
(BVL).
Neuer BVL-Hauptsitz
Der ca. 14,5 Millionen Euro teure Neubau für die zurzeit 180 Mitarbeiter in Braunschweig wird auf ca. 6000 m² Nutzfläche die Leitung, Verwaltung und das Rechenzentrum beherbergen.
Auch die größte Abteilung des BVL, die sich mit Pflanzenschutzmitteln befasst, ist ab 2012 im neuen Laborgebäude untergebracht. Dort untersuchen Wissenschaftler neue Pflanzenschutzmittel hinsichtlich Wirksamkeit und legen u.a. Grenzwerte hinsichtlich der Rückstandshöchstgehalte für den europäischen Raum fest.
Der gesamte Gebäudekomplex besteht aus vier rechteckigen mehrgeschossigen massiven Baukörpern, die mit vier zwischen den Gebäuden angeordneten transparenten Stahl-Glas-Verbindungselementen ein aufgelockertes Ensemble mit integrierten Innenhöfen bilden.
Die Gebäude A (Bürogebäude) und D (Archiv) sind umgebaute und sanierte Altbauten, die Gebäude B (Verwaltungsgebäude) und C (Labor- und Technikgebäude) moderne Neubauten.
Kompetenz sorgt für Folgeauftrag
An dieser Stelle soll vor allem das Hochbau- und Tragwerkskonzept der beiden Neubauten näher vorgestellt werden, für das unser Büro vom Staatlichen Baumanagement Braunschweig beauftragt wurde.
Die Tragstruktur der Gebäude bilden Stahlbetonskelette mit unterzugfreien Flachdecken. Aufbauend auf einem Ausbauraster von 1,35 m ergeben sich Deckenfelder von maximal 6,75 m Länge und 5,40 m Breite für die 25 cm dicken Ortbetondecken. Die Grundrisse sind in beiden Baukörpern zweihüftig angelegt. So entstehen in Gebäudemitte breite Flurzonen. Im Verwaltungs- gebäude erhält diese über zwei Meter breite Deckenausschnitte eine natürliche Belichtung durch Oberlichtbänder. Im Laborgebäude
werden in diesem Bereich die vertikalen Stränge der Gebäudeinstallationen in mehreren großen Schächten untergebracht. Auch die Treppenhäuser und die Aufzugschächte sind in den erweiterten Flurzonen angeordnet.
variabel + ökonomisch
Nur die Flurwände und die Querwände an den Gebäudefugen werden in Massivbauweise errichtet. Alle anderen Zwischenwände werden zur optimalen Flexibilität als Leichtbaukonstruktionen ausgeführt.
Der Verwaltungsbau erhält zur natürlichen Flurbelichtung zusätzlich Ausschnitte in den Flurzonen und Oberlichtbänder auf dem Dach. Eine Mittelzone ist für die Sanitärbereiche und den zentralen Aufzug vorgesehen. Labore, Laborlager und IT-Bereiche mit aufwändigerer Gebäudetechnik werden übereinander gelegt und in einem Riegel zusammengefasst, die Büroflächen mit durchschnittlichen Haustechnik-Anforderungen in einem zweiten.
Eine Unterkellerung ist nur für das Laborgebäude vorgesehen, wo die erforderlichen Flächen für Haustechnik und zusätzliche Archivflächen ohne Tageslichtbedarf untergebracht werden. Für das Verwaltungsgebäude ist eine Teilunterkellerung für die gebäudetechnischen Anlagen im Bereich der zentralen Erschließungskerne ausreichend.
Die Fassaden bestehen aus vorgefertigten und vorgehängten Stahl-Glas-Elementen. Die Konstruktion unterstützt einen optimierten Bauablauf mit kurzen Bauzeiten bei einer ökonomischen Bauweise.
Die natürliche Be- und Entlüftung erfolgt über individuell zu bedienende Öffnungselemente in der Fassade mit zusätzlichen motorischen Lüftungselementen für die Nachtkühlung. Für die Installationen der RLT-Anlagen werden ausreichende Flächen im KG und einem zusätzlichen Technikgeschoss auf dem Dach des Labortraktes vorgehalten.
Das einschließlich des Technikgeschosses auf dem Dach fünfgeschossige Laborgebäude wird auf einer 30 cm dicken Stahlbetonsohle gegründet. Ein kleiner Bereich der Flachgründung unter drei hoch belasteten Flurwand-Abfangestützen ist auf 50 cm Dicke verstärkt. Die unterkellerten Gebäudeteile des dreigeschossigen Verwaltungsgebäudes erhalten ebenfalls eine 30 cm dicke Sohlplatte. Die nicht unterkellerten Bereiche sind auf 60-100 cm breiten Streifenfundamenten in frostfreier Tiefe gegründet.
Das 17,00 m breite und 44,30 m lange Laborgebäude ist durch eine 2 cm breite Dehnfuge auf ganzer Gebäudebreite in zwei Gebäudeteile getrennt. Im 17,00 m breiten und 77,75 m langen Verwaltungsgebäude wurden zwei Dehnfugen angeordnet, so dass die maximale Fugenabschnittslänge 31,05 m beträgt.
Innovatives Fugen-System
Da Doppelwände oder Konsolauflager an den Dehnfugen aus gestalterischen Gründen nicht erwünscht waren, kam hier in allen Geschoßdecken das Querkraftdornsystem SLD plus der Fa. Schöck zum Einsatz.
Die Gebäudedehnfugen wurden auch im Bereich der Streifenfundamente des Verwaltungsgebäudes und im Bereich der Sohlplatte des Laborgebäudes ausgeführt.
Dabei galt es dafür zu sorgen, Setzungsdifferenzen an den Dehnfugen unbedingt zu vermeiden, da hierdurch unkontrollierte Beanspruchungen in den Querkraftdornen der Geschossdecken entstehen: Der sich mehr setzende Gebäudeteil würde über die Querkraftdorne der Decken stärker in den sich weniger setzenden Gebäudeteil „hineinhängen“.
An den Gebäudedehnfugen war im Gründungsbereich auch die Wasserundurchlässigkeit bei voller Wirksamkeit der Dehnfähigkeit der Fuge sicherzustellen. Auf den Fundamentspornen wurden Gleitlager SPEBA F 30 eingebaut, um die Funktionstüchtigkeit der Dehnfuge zu gewährleisten. Durch Anordnung von Dehnfugenbändern TRICOSAL DA 240 ist auch die Wasserundurchlässigkeit gegeben. Zur
Vermeidung von Setzungsdifferenzen
wurde an den Dehnfugen dafür gesorgt, dass sich immer der schwerere Gebäudeteil auf dem leichteren Gebäudeteil abstützt. Dafür wurden an den Gründungsbauteilen der leichteren Gebäudeteile Fundamentsporne angeordnet, auf denen sich die Lasten aus den Gründungsbauteilen der schweren Bauteile absetzen können. Beim Laborgebäude wurde ein 30 cm dicker „Sohlensporn“ über die gesamte Gebäudebreite ausgeführt. Am Verwaltungsgebäude war es ausreichend, 50 cm dicke Sporne an den Streifenfundamenten
der Längsachsen anzuordnen.
Schalplan Decke über UG mit Schöck-Dorn
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