Referenz (öffentliche Bauten):
Amtsgericht Gifhorn*
Vom damaligen Staatshochbauamt Gifhorn erhielt unser Büro den Auftrag
zur Tragwerksplanung der Erweiterungsbauten für das Amtsgericht
Gifhorn. Der Wettbewerbsentwurf der Architekten Poos/Isensee aus Hannover
sah die Erweiterung als stark gegliedertes Gebäude in Massivbauweise vor
- eine Mischkonstruktion aus Stahl, Stahlbeton und Mauerwerk.
Die konstruktiven Stahlträger für Treppen, Dächer und Fassaden sowie
einige Stahlbetonbauteile blieben größtenteils sichtbar.
Das neue viergeschossige Gebäude - Baubeginn war nach einem Teil-Abbruch
im Juni 1994 - wurde rechtwinklig in der Mitte des bestehenden
Amtsgerichts angebaut. Im 2. und 3. OG wurde die vorhandene
Konstruktion überbaut und somit auch zur Lastabtragung einiger
Neubauteile herangezogen.
Unter dem Neubau war eine etwa 8 Meter breite und 45 Meter lange
Unterkellerung vorgesehen, die am Altbau eine 12 Meter lange und 2,85
Meter hohe Unterfangung erforderte. Diese wurde in
Stahlbeton-Teilabschnitten ausgeführt. Einige Abschnitte wurden mit einer
100-Tonnen-Presse gegen die vorhandene Gründung vorgepresst. Damit
beugte man erfolgreich späteren Setzungen vor.
Für den Fall des höchst möglichen Wasserstandes planten wir die
Keller-Außenwände und die Gründungsplatte als " Weiße Wanne" in Stahlbeton. Eine bis auf die Gebäude-Dehnungsfuge fugenlose Bauweise gewährleistet
die Dichtheit. Anstelle von Fugen wurde hier eine risssteuernde
Bewehrung gewählt.
Die Begrenzung der vier Verhandlungssäle im 1. OG erfolgte zum
Flurbereich hin durch gebogene Stahlbeton-Wandscheiben in Sichtbeton.
Darauf liegen die Stahlträger der Decke über den Sitzungssälen. Durch
die Wandkrümmung ergaben sich für die Deckenträger jeweils
unterschiedliche Kragarmlängen.
Auf den Kragarmspitzen steht eine schräge
Glasfassade, was eine nahezu gleichmäßige Kragarm-Verformung
bedingte. Die Lösung war eine Verstärkung des aus architektonischen
Gründen sichtbaren Trägers I360: Auf den Flansch-Oberseiten
schweißte man unterschiedliche, senkrecht stehende Bleche ein, die in den
Fugen der Porenbetondecke unsichtbar versteckt sind.
Bei so vielen Planungs-Details ist es kein Wunder, dass etwa 200 Pläne
und 600 Seiten statische Berechnungen notwendig waren, um alle
Anforderungen für einen reibungslosen Bauablauf und die langfristige
Sicherheit zu erfüllen.
* Projekt vom Ingenieurbüro für Bautechnik, Dipl.-Ing. H.-G. Westphal
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